Permakultur planen Zeichnung

Eine Permakultur selber planen – der 6 Schritte Plan

Der Begriff Permakultur ist in aller Munde. Ein naturnahes System mit hohen Erträgen und großer Vielfalt – es klingt nicht nur gut, sondern bietet eine der nachhaltigsten Methoden, den eigenen Garten zu nutzen. Dabei ist es gar nicht so einfach zu verstehen, was genau dahintersteckt. Wer sich zu dem Thema einliest, wird schnell mit unzähligen Konzepten überschüttet. Wie du eine Permakultur aufziehen kannst und worauf dabei zu achten ist, erklären wir dir ausführlich in der folgenden Anleitung. Schritt für Schritt und einfach erklärt. Diese Schritte können an jeden Garten individuell angepasst werden und bieten dir somit eine passende Anleitung!

Plan einer Permakultur zeichnen
Eine Karte dient meist als Grundlage

Was ist eine Permakultur überhaupt?

Waldgarten, Hügelbeete, Pflanzgilden – überall hören wir Unterschiedliches darüber, was nun eine Permakultur ausmacht. Dabei zeigt das Wort allein schon, worum es geht: vom englischen Wort „permaculture“ (permanent agriculture) abgeleitet, steht es für permanente Landwirtschaft. Mit „permanent“ ist dabei nicht nur gemeint, dass das Land ununterbrochen, sondern auch nachhaltig genutzt wird. Anders als bei herkömmlicher Landwirtschaft muss hier nicht im großen Maße zugedüngt oder mit Pestiziden gearbeitet werden. Stattdessen wird versucht, natürliche Symbiosen, also Wechselwirkungen zum Beispiel zwischen verschiedenen Pflanzen, zu nutzen. So können beispielsweise Pflanzen mit hohem Stickstoffbedarf besser wachsen, wenn sie neben Hülsenfrüchten stehen, welche Stickstoff im Boden binden. Auf mineralischen Stickstoffdünger kann also verzichtet werden.

In der Permakultur versuchen wir, so viele solcher Symbiosen wie möglich zu nutzen und ein möglichst eigenständiges System zu schaffen. Das betrifft nicht nur Pflanzen, sondern alles, was sich im Garten befindet.

Symbiosen nutzen und integrieren

Neben diesem Ansatz gibt es noch viele weitere Leitlinien, an denen man sich als angehender Permakulturist orientieren kann. Eine gute Zusammenfassung der Grundlegenden findet man in dem Werk „Permakultur – Gestaltungsprinzipien für zukunftsfähige Lebensweisen“ von David Holmgren, einem der Begründer der Permakultur. Das Buch ist sehr zu empfehlen. Du kannst es hier erwerben: https://amzn.to/3mUDPvI *

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Die 12 Gestaltungsprinzipien der Permakultur

Die 12 Prinzipien, die Holmgren zusammengefasst hast, haben wir dir hier zusammengefast. Sie dienen dir als Orientierungshilfe und sind nicht als feste Regeln zu verstehen.

Äpfel pflücken Permakultur
Die Ernte ist ein wichtiger Punkt einer Permakultur

Wie beginne ich die Planung der Permakultur?

Erstmal ganz wichtig: Es gibt keinen genauen Bauplan! Eine perfekte Permakultur gibt es daher natürlich auch nicht. Du kannst es dir eher wie eine Puzzlekiste vorstellen, aus welcher du die für dich passende Teile herausnehmen kannst. Jeder Garten ist anders und so wird auch die Permakultur in jedem Garten anders aussehen.  Jedoch gibt es eine Reihe von Schritten, die dir helfen, deine Permakultur zu planen. Diese Schritte möchten wir dir jetzt näher erklären.

Möchtest du dir die Infos als ausführliche Podcast Folge anhören? All das und noch einige Punkte zusätzlich haben wir in der obigen Folge des Podcasts „keep it grün“ zusammengefasst.

Schritt 1: Bedingungen feststellen

Um die Pflanzen, Tiere und die allgemeine Gestaltung gut an die Fläche anpassen zu können ist es wichtig, sich der dort herrschenden Bedingungen klar zu werden. Es heißt also so viele Daten wie möglich zu sammeln. Du solltest die Fläche sehr gut in allen Jahreszeiten kennen und dir auch bewusst sein, was diese Daten für die Planung deiner Permakultur bedeuten. Das alles sollte zudem festgehalten und dokumentiert werden. Mehr dazu aber jetzt hier:

Die Skizze

Zunächst ist es wichtig, den eigenen Garten zu skizzieren: Gibt es ein Gefälle, große Steine oder Mauern? Welche Bäume oder Sträucher gibt es bereits? Am besten zeichnest du das Ganze auf, damit du den Überblick über deine Planung behältst. Auf dieser Skizze kannst du dann die komplette Planung durchführen. Um den Garten auszumessen, kann Google Maps dabei sehr hilfreich sein. Dort kannst du dir dein Grundstück heraussuchen, das Bild davon speichern und darauf die Skizze anfertigen. So hast du direkt die richtigen Proportionen parat.

Permakultur planen Zeichnung
Auch eine Skizze per Hand ist eine gute Möglichkeit

Sonneneinstrahlung

Wir wollen die Sonne, wie auch alles andere, so effizient wie möglich nutzen. Daher ist es gut zu wissen, wann sie von wo scheint. Hier sind besonders die Sonnenauf- und untergänge zur Winter- und Sommersonnenwende (21. Juni & Dezember) wichtig. Markiere sie dir die auf der Skizze. So weißt du immer gleich welche Gebiete viel, und welche wenig Sonne abbekommen. Natürlich solltest du hierbei den Schattenwurf von Mauern & Bäumen beachten. Ein Tool was dir hilft genau das zu erfahren ist: https://www.sunearthtools.com/dp/tools/pos_sun.php?lang=de

sonne aufgang und untergang Permakultur
Her sieht man die Sonneneinstrahlung im Sommer (21.06.)

Niederschlag & Temperatur

Was brauchen alle Pflanzen zum Wachsen? Richtig, Wasser. Daher ist es gut zu wissen, wie viel es im Jahr in deinem Garten regnet. Wir wollen tunlichst vermeiden, Wasser aus der Leitung dafür zu benutzen. Das ist schlecht für die Umwelt und deinen Geldbeutel. Wenn es eine Regenrinne in Reichweite gibt, zeichne sie ein! Auch versiegelte Flächen, wie z.B. eine Straße neben deiner Fläche, kannst du einzeichnen – vielleicht liefert sie zusätzliches Wasser für deinen Garten. Die Temperatur ist ein weiterer bestimmender Faktor, welche Pflanzen bei dir wachsen können – nicht jede Pflanze überlebt den Frost, während er für andere sehr wichtig ist. So zum Beispiel Apfel- und Kirschbäume.

Notiere dir die Klimadaten für deine Fläche, schaue dir aber auch an was für seltene Extremereignisse es auf deiner Fläche gibt. Eine Jahrhundertflut kommt zwar selten, kann jedoch viel zerstören – damit müssen wir rechnen. Vielleicht kennst du deinen Garten bereits sehr gut und weißt wo die Sonne aufgeht und wie viel es regnet. Trotzdem kann es hilfreich sein, sich das Ganze noch einmal vor Augen zu führen. Generell gilt: Desto mehr Daten du in die Planung einbeziehst, desto besser.

Für Wetterdaten deiner Region kannst du zum Beispiel hier nachschauen: https://de.climate-data.org/europa/

Boden verstehen

Der Boden ist die Grundlage für eine gesunde Permakultur. Doch um deine Planung auf den Boden anzupassen, musst du ihn erst einmal verstehen. Ein erstes Hilfsmittel hierfür ist es dir die wildwachsenden Pflanzen anzuschauen. Sie können einiges über die Bodenbeschaffenheit und den Nährstoffgehalt aussagen. Hierzu hat dir Franz bereits eine kleine Übersicht zu verschiedenen Pflanzen ausgearbeitet: Zeigerpflanzen

Wenn du es ganz genau wissen möchtest, lohnt es sich für dich eine professionelle Bodenprobe machen zu lassen. So erfährst du ganz genau, was deinem Boden fehlt und worauf zu achten solltest. Auch mögliche Bodenbelastungen mit Schwermetallen können so festgestellt werden. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, hat dir Franz auch hierzu einen kleinen Ratgeber verfasst: Ratgeber – Bodenproben

 

Klima Permakultur planen
Ein Klimadiagramm gibt Aufschluss über viele Punkte

Schritt 2: Persönliche Rahmenbedingunen

Nun folgen zwei ganz entscheidende Fragen:

Wie viel Zeit kann ich investieren?
Let’s face it: Eine Permakultur anzulegen und zu pflegen braucht regelmäßig Zeit. Wie viel Zeit kannst du aktiv in deinem Garten verbringen? Wenn du nicht regelmäßig auf deiner Fläche sein kannst, solltest du besser auf Tiere verzichten. Generell kannst du der Daumenregel folgen: Je weniger Zeit du in deinem Garten verbringen kannst, desto kleiner sollten Zone 1 & 2 sein und desto größer Zone 3-5 

Was soll meine Permakultur bewirken?
Möchtest du dich vor allem aus deinem Garten ernähren, ist dir die Zuflucht von Wildtieren am wichtigsten oder möchtest du viele Ecken zum entspannen? Schließt du Tierhaltung vielleicht generell aus oder gibt es irgendetwas anderes, dass du nicht möchtest? Gibt es etwas, das du unbedingt dabei haben möchtest, vielleicht bestimmte Pflanzen?

Professionelle Hilfe bei der Planung deiner Permakultur?

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Die permakulturellen Zonen:

Schritt 3: Was passt zu mir und meiner Fläche?

Nun beginnt der spaßigste Teil. Hast du deine Bedürfnisse herausgefunden und festgelegt was du zeitlich leisten kannst, solltest du dir überlegen welche Konzepte zu dir und deiner Fläche passen. Von vielen hast du bestimmt schon gehört: Waldgarten, Hügelbeete,  Sonnenfallen, Gewächshaus, Komposter,…
Die Liste ist schier endlos. Doch solltest du darauf achten, nur Konzepte zu nutzen, wenn sie einen deutlichen Mehrwert für deine Permakultur haben. Ein Hügelbeet mag im kalten, feuchten Gebieten wahre Wunder bewirken – hast du jedoch häufig mit Trockenheit zu kämpfen kann es die Situation verschlimmern.

Schritt 4: Wo kann ich was platzieren?

Schau dir auf der Skizze genau an, wo die Konzepte, die du möchtest, am besten in deinen Garten passen und sich miteinander kombinieren lassen. Einen Waldgarten (oder Food Forest) würde ich beispielsweise eher im Norden pflanzen, damit er keine langen Schatten auf den Rest des Projektes wirft. Ein Gewächshaus eignet sich vor allem dort, wo es natürliche Wärmefallen wie eine massive Steinmauer gibt. Hierfür ist aber auch viel direkte Sonne nötig. Wenn du auch Hühner haben möchtest, kann es helfen, den Hühnerstall an das Gewächshaus zu bauen, damit die Hühner helfen, das Gewächshaus im Winter warm zu halten. Ein Teich im Süden kann helfen, wichtige Wintersonne in das Gewächshaus zu reflektieren. Du siehst, im Handumdrehen haben wir drei Komponenten gefunden, die das Gewächshaus unterstützen.

Wir versuchen uns dabei, so gut wie möglich an deinen Garten anzupassen und, wenn möglich, bereits stehende Bäume zu integrieren. Nur wenn sie sehr störend sind, wenige Früchte tragen und die Sonne blockieren, solltest du dir überlegen, ob du sie nicht besser entfernen oder zurückschneiden möchtest.

Urban Gardening Permakultur selber planen

Schritt 5: Was passt noch in meine Permakultur?

Jetzt kommt der spannendste Schritt: Wo gibt es noch weiße Flecken auf der Skizze und wie kann ich sie nutzen? Hier kannst du sehr kreativ sein. Wichtig ist hier, dass wir immer versuchen möglichst viele Komponenten miteinander zu verbinden und alle ungenutzen Flächen zu besetzen. Häufig hilft es mit der Skizze durch den Garten zu laufen und sich vorzustellen, was wo steht. Gibt es noch ungenutzte Wandfläche? Da passen Kletterpflanzen hin! Gibt es ein eingepfercht Stück, das komplett im Schatten liegt? Denke über eine Pilzzucht nach! Im Hühnerauslauf wächst nur Gras? Pflanz ein paar essbare Sträucher für deine Schützlinge oder lasse Wein an einem Pergola darüber wachsen.

Zur Anregung kann es helfen, wenn du dir existierende Permakultur Systeme anschaust oder durch ein paar Permakulturbücher blätterst. Aber vielleicht entdeckst du auch selbst etwas Neues! In dem Fall, lass es uns bitte wissen! 🙂

 

Hier ein paar Anregungen, für dich:

  • Wassergräben (engl. Swales): Helfen Erosion zu vermeiden und Wasser effektiv in deinen Boden zu leiten.
  • Wurmkomposter: Erzeugt einen sehr potenten Dünger.
  • Teich: Wurde zwar schon genannt, aber wusstest du, dass es essbare Wasserpflanzen gibt?
  • Kletterpflanzen: Wunderbar um Wänden oder Baumstämme lebender Bäume hoch zu wachsen.
  • Hochbeete: Hilfreich vor allem, wenn du dich nicht immer bücken möchtest und bereit bist mehr zu gießen.
  • Sonnenfalle: Verlängert dir in kälteren Gebieten die Wachstumsperiode um einige Wochen.
  • Pflanzgilden: Ein Zusammenspiel verschiedener Pflanzen, die sich gegenseitig unterstützen.
  • Food Forest: Zusammenstellung verschiedener Baumgilden in ein leckeres Waldsystem.
  • Käferkeller: Bietet deinen Nützlingen einen idealen Unterschlupf.
Raupen Kapuzinerkresse
Auch an Schädlinge kann man seine Kultur anpassen

Schritt 6: Die Permakultur an die Begebenheiten anpassen

Es kann sein, dass du viel zeichnen und radieren musst, denn oft kommt es vor, dass du einen besseren Ort für etwas gefunden hast, das du bereits platziert hast. Das ist überhaupt nicht schlimm, sondern gut! Es zeigt, dass du dabei bist, das Ganze aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

Deine Skizze hilft dir auch, einen guten Überblick zu behalten, nachdem du bereits angefangen hast, es umzusetzen. Denn hier kann es immer wieder vorkommen, dass du nachträglich noch einiges ändern möchtest. Nicht alles funktioniert so, wie du es dir gedacht hast. Probieren geht über studieren. Sei daher immer offen für Veränderung.

Ganz wichtig: Hab Spaß an der ganzen Sache 🙂

Permakultur ist etwas, was du genießen solltest. Sei nicht zu streng mit dir, wenn mal etwas nicht so klappt, wie du es dir vorgestellt hast.

Falls du uns Feedback oder eine Frage übermitteln möchtest, geht das am Besten per Mail an info@keep-it-gruen.de oder bei Instagram per DM (@keepitgruen).

Wir haben zudem angefangen bei YouTube Videos zu veröffentlichen. Dort findest du viele spannende Anleitungen und Tipps aus der Praxis. Unseren Kanal findest du hier: keep it grün @ YouTube

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