Ein natur nah gestalteter Garten ist bereit für die Zukunft, liefert starke, nachhaltige Erträge und steigert die Biodiversität. Viele gute Gründe also, den eigenen Garten in ein solches Paradies zu verwandeln. Doch wo sollte ich anfangen? Das ist oft gar nicht so einfach. Deshalb haben wir 17 gute Tipps für euch zusammengetragen, wie ihr es schafft, euren Garten besser in die Natur zu integrieren und zudem die Erträge zu verbessern. Dabei haben wir die Tipps in verschiedene Oberkategorien unterteilt.
Inhaltsverzeichnis
Nützlinge unterstützen
Die ersten Tipps beziehen sich hauptsächlich darauf, Nützlinge im Garten zu fördern und so die Biodiversität zu steigern. Diese Nützlinge sind oft die perfekten Gegenspieler für die Schädlinge in deinem Garten. Wie immer sind die Tipps nicht auf Nützlinge beschränkt, sondern helfen dir auch oft in vielen anderen Bereichen dabei, deinen Garten aufzuwerten. Los geht’s:
1. Lebendige Zäune bauen
Ein lebendiger Zaun besteht nicht bloß aus Brettern oder Draht, sondern aus lebenden Pflanzen. Hierbei eignen sich vor allem heimische Gehölze, da sie für die heimische Tierwelt die meisten Vorteile bieten. Beispiele hierfür sind:
- Holunder
- Weißdorn
- Eibe und viele mehr
Vorteil: Der Vorteil dieser Art von Zaun ist, dass er zum einen unseren Nützlingen einen Lebensraum bietet und zum anderen auch eine Nahrungsquelle sein kann. So schaffen wir kleine Hotspots der Biodiversität innerhalb unseres Gartens. Besonders Vögel und kleine Säuger freuen sich hier sehr.
2. Einen Käferkeller anlegen
Mit einem sogenannten Käferkeller unterstützen wir die kleinen Krabbler in unserem Garten besonders. Er bietet ihnen Lebensraum und Möglichkeiten zur Überwinterung. Käfer sind unterschätzte Nützlinge, die sogar Schnecken fressen können (Laufkäfer). Kurz zusammengefasst ist ein Käferkeller eine Grube im Boden, in die wir Äste, Stöcke, Laub und andere Biomasse packen. Dies bietet dann den perfekten Lebensraum für unsere kleinen Freunde.
Eine Anleitung dazu findest du hier: Einen Käferkeller anlegen – die Anleitung
Vorteil: Bietet Lebensraum für Käfer und andere Insekten, die uns im Garten unterstützen. So fördern wir zudem die Biodiversität, da wir neue Lebensräume schaffen.
3. Wildblumenwiese anlegen
Eine Wildblumenwiese hat besondere Anforderungen an den Boden, den man im Garten sonst eher selten findet: Sie bevorzugen magere Standorte, also solche mit wenig Nährstoffen. Gleichzeitig sind heimische Wildblumen ein wichtiger Lebensraum für viele Insekten, wie Wildbienen, Käfer und Co. Wir locken sie jedoch nur nachhaltig in unseren Garten, wenn wir auch den Wildblumen einen entsprechenden Standort bieten. Am besten schaffen wir dazu einen Bereich mit magerem Boden (zur Not mit Sand abmagern) und düngen hier nicht.
Vorteile: Lebensraum für Nützlinge und zudem durch die bunten Blüten schön anzusehen. Durch den mageren Standort ist die Pflege einfach und beschränkt sich auf das Mähen.
Übrigens bietet auch Pflanzenkohle eine sehr gute Möglichkeit deinen Boden abzumagern, da sie Nährstoffe bindet: Pflanzenkohle im Angebot (0,5-30kg)
„Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.“
Arthur Schopenhauer
4. Wasserstellen bieten
Genau wie wir Menschen brauchen auch die Tiere in unserem Garten Wasser, sei es die Biene oder der Igel. Jedoch wird bei dem Aufbau vieler Gärten, abgesehen von der Bewässerung der Pflanzen, oft kein Wert darauf gelegt. Dabei braucht es auch offene Wasserstellen, um den Garten naturnah zu gestalten, und das kann ganz einfach sein. Oft reicht schon eine kleine Schale, die regelmäßig gesäubert und mit Wasser aufgefüllt wird. Hier ist wichtig, dass du Steine und Holz hineinlegst, sodass Insekten nicht ertrinken. Noch besser ist übrigens ein kleiner Teich, der mit seinen „sumpfigen“ Rändern vielen Insekten Lebensraum und Möglichkeiten zur Vermehrung bietet.
Vorteile: Unterstützt eigentlich alle Nützlinge im Garten und ist essentiell für viele Tiere.
5. Steinhaufen und Trockenmauer anlegen
Wir haben bereits gelernt, dass wir Nützlinge besonders unterstützen können, indem wir ihnen einen geeigneten Lebensraum bieten. Eine weitere einfache Möglichkeit unterstützt besonders die wärmeliebenden Tiere wie Wollbiene, Eidechse und Blindschleiche. Hierbei handelt es sich um Steinhaufen, entweder wirklich als einfacher Haufen oder aber als Mauer. Über den Tag erhitzen sich die Steine und bieten diesen Tieren so länger die benötigte Wärme und einen angenehmen Lebensraum. Dafür kannst du einfach Bruchsteine, die du z.B. aus deinem Beet entfernt hast, auftürmen oder direkt als Mauer aufbauen.
Vorteile: Lebensraum für wärmeliebende Tiere. Kann gleichzeitig als Begrenzung oder Einfassung genutzt werden.
6. Eine Benjeshecke oder Totholzhecke anlegen.
Oft weiß man im Garten gar nicht mehr wohin mit den Holzresten. Hier bieten Totholzhecken (auch Benjeshecken) eine tolle Möglichkeit, diese zu verwerten und gleichzeitig den Nützlingen einen Lebensraum zu bieten. Dazu schichtet man die Holzreste, zum Beispiel vom Heckenschnitt, die bereits angetrocknet sind, auf. Macht man dies in Form einer Hecke, kann man es gleichzeitig als Abgrenzung oder Umrandung nutzen. Aber auch ein einfacher Haufen erfüllt seinen Zweck. Hier leben dann zum Beispiel Igel, Käfer und Blindschleichen.
Vorteile: Verwertung von Reststoffen, Alternative zu Zaun und Co., und gleichzeitig Lebensraum für viele verschiedene Tiere.
7. Wege für Tiere schaffen
Nicht alle Tiere können in deinen Garten fliegen. Gerade größere Tiere, wie Igel, haben es oft schwer von Garten zu Garten zu wandern, da die Wege oft durch Zäune oder Gitter versperrt sind. Wichtig also, ihnen eine kleine Schnellstraße zu bauen und so Zugang zu deinem Garten zu ermöglichen. Dafür kannst du einfach einen kleinen Durchgang in den Zaun schneiden und mit einem kleinen Holzrahmen verkleiden.
Vorteile: Höhere Biodiversität, mehr Nützlinge.
Pflanzen und Boden
Neben den Tieren leben in unserem Garten natürlich auch Pflanzen. Diese bieten eine wunderbare Möglichkeit, unseren Garten naturnah zu gestalten. Da die Pflanzen und der Boden so eng miteinander interagieren haben wir zudem beides in einen Bereich gepackt. Pflanzen profitieren übrigens besonders von einem Garten mit hoher Biodiversität.
8. Nicht umgraben
Für viele ist das Umgraben ein fester Bestandteil der Gartenarbeit. Doch ist dies nicht besonders förderlich für dein Bodenleben. Durch das Wenden der Bodenschicht zerstört man viele Pilzstrukturen und der Verbauch des Humus wird angeregt.
Mehr dazu findest du in unserem Ratgeber: Die großen Nachteile des Umgrabens im Garten
Vorteile: Höherer Humusanteil, Mykorrhiza besser verbreitet, fördert Bodenleben
organischer Dünger aus Schafwolle
9. Die Beete mulchen
In der Natur findet man nur sehr wenige Flächen, die nicht z.B. mit lebenden Pflanzen oder Laub bedeckt sind. Im Garten hingegen wird der Boden um die Nutzpflanzen oft penibel sauber gehalten. Das ist nicht förderlich, weshalb man den Boden mit Biomasse, wie z.B. Laub oder Grasschnitt, bedecken sollte. Das nennt sich dann mulchen. Hierbei simulieren wir die Natur und profitieren von ihren Vorteilen.
Mehr zum Mulchen: Mulchen im Garten – so geht´s
Vorteile: Weniger Transpiration, mehr Bodenleben, baut Humus auf, bietet Lebensraum für viele Tiere, weniger Unkrautdruck
10. Mischkultur statt Reinkultur anbauen
Schauen wir uns abermals die Natur ganz genau an, merken wir schnell: Hier wachsen ganz unterschiedliche Pflanzen dicht an dicht. Im Garten sieht das oft anders aus, da viele in ihren Beeten jeweils eine Art anbauen. Doch kann man durch Mischkultur nicht nur die Biodiversität erhöhen und es attraktiver für Nützlinge machen, sondern es kann auch für höhere und stabilere Erträge sorgen.
Vorteile: Effektivere Nutzung der Fläche, gesteigerte Biodiversität, höhere Erträge, gesündere Pflanzen.
11. Organische Dünger nutzen
Besonders unser Gemüse braucht richtig viele Nährstoffe. Deshalb ist das Düngen oft unerlässlich. Statt Mineraldünger, der schnell ausgewaschen wird und den Humusaufbau nicht fördert, sollten wir auf organische Dünger, wie Schafwolle oder Mist zurückgreifen. Dieser zersetzt sich langsam, baut Humus auf und sorg für geringere Auswaschung. Einen Überblick über unsere Top organischen Dünger findest du hier: 3 organische Dünger die jeden Garten besser machen
Vorteile: baut Humus auf, weniger Auswaschung, langfristige Wirkung
12. einen Komposter anlegen
Jeder Abfall ist eine ungenutzte Ressource. Dies ist ein Grundsatz der Permakultur und findet im Garten viele Einsatzmöglichkeiten. Haben wir z.B. viele Küchenabfälle, so können wir uns daraus unseren eigenen natürlichen Kompost herstellen. Dabei gibt es ganz verschiedene Möglichkeiten, die sich nach Platzbedarf und Menge der Abfälle richten. Hier unsere 3 Favoriten:
– 3 Kammer Komposter
– Wurmkomposter
– Bokashi (eigentlich keine Kompostierung)
Vorteile: Kein Zukauf an Kompost notwendig, weniger Abfälle, natürliches Substrat, fördert Humusaufbau
13. Heimische Pflanzen nutzen
Natürlich sind viele unserer Nutzpflanzen, wie Tomate und Kürbis, nicht heimisch, aber hier ist die Auswahl sonst auch sehr begrenzt. Bei anderen Pflanzen, wie Sträuchern für die Hecke oder Büschen als Zierde, sieht es aber anders aus. Oft bieten exotische Pflanzen den Insekten in unserem Garten keinen Vorteil. So bildet die bekannte Forsythie weder Nektar noch Pollen aus und liefert so den Insekten keine Nahrung. Hier empfiehlt es sich also, so oft es geht, auf heimische Gehölze zurückzugreifen.
Vorteile: Gut an den Standort angepasst, unterstützt Nützlinge.
14. Vorteile der Zeigerpflanzen zunutze machen
Zeigerpflanzen sind Pflanzen, die bei bestimmten Standortbedingungen (z.B. viel Nässe, wenig Licht o.ä.) häufiger vorkommen und dir so viel über deinen Standort und Boden erzählen können. Sie können aber nur wachsen, wenn du ihnen auch die Möglichkeit dazu gibst. Wichtig ist es also, die Natur in deinem Garten gut zu beobachten und ihr ihren Raum zu geben. Mehr über Zeigerpflanzen findest du hier: Zeigerpflanzen im Garten nutzen (+Liste)
Vorteile: Mehr Biodiversität, besseres Wissen über deine Fläche -> höhere Erträge möglich
15. Gründüngung für einen gesunden Boden
Möchtest du deinem Boden eine Ruhepause gönnen und gleichzeitig seine Fruchtbarkeit verbessern, so bietet auch hier die Natur uns eine gute Lösung: Sogenannte Gründüngung. Dabei pflanzen wir statt unseres Gemüses Pflanzen an, die den Humusaufbau fördern oder sogar neue Nährstoffe in den Boden bringen. Dies ist vor allem dann eine gute Idee, wenn die Fläche sonst brach liegt.
Vorteile: Baut Humus auf, bringt Nährstoffe in den Boden, schützt vor Erosion
Weitere Tipps
Hier haben wir noch ein paar besonders spannende Tipps für euch, um euren Garten besser in die Natur integrieren zu können.
16. Grundprinzipien der Permakultur beachten
Die Permakultur ist eine Art der Landnutzung, die sich an der Natur als Vorbild orientiert. Perfekt also, um die Grundprinzipien zu berücksichtigen, wenn man seinen Garten naturnah gestalten möchte. Besonders zu empfehlen ist hier das Handbuch der Permakultur von Bill Mollison, einem der Gründer der Permakultur. Hier findest du viele anwendungsnahe Tipps und Tricks, wie du deine Fläche gestalten kannst. In unserem Podcast findest du übrigens Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel seines Buches: keep it grün der Podcast – bei Spotify hören
17. Weniger Rasenflächen
Zwar ist ein geschnittener Rasen für viele ein Schönheitsideal im Garten, aber für die Biodiversität ist er oft nicht so wertvoll. Zudem verbraucht er große Mengen Wasser und besteht nur aus wenig verschiedenen Arten. Viel besser ist hier eine Wildblumenwiese, die nicht nur deutlich artenreicher ist und weniger Arbeit benötigt, sondern auch noch schön anzusehen ist. Mehr Infos findest du hier: Eine Wildblumenwiese anlegen – so geht’s!
Vorteile: Weniger Arbeit, höhere Biodiversität, weniger Wasser
Der Naturgarten - eine Oase für Mensch und Tier
Allgemein lässt sich sagen, dass naturnah gestaltete Gärten einen großen Mehrwert für die Tier- und Pflanzenwelt liefern, da sie kleine Hotspots in sonst oft nicht so freundlichen Umgebungen für diese Lebewesen bieten. Möchtest du deinen Garten auch naturnah gestalten, so kannst du im Kleinen starten und erst einmal einen der Tipps in der Praxis umsetzen und danach deinen Garten Stück für Stück umbauen.
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