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Pflanzen vorziehen – der 6 Schritte Plan

Wer möglichst hohe Erträge in seinem Garten erzielen möchte, muss seine Pflanzen vorziehen. Das bedeutet meistens, dass man sie drinnen oder im Gewächshaus in kleinen Gefäßen sät und erst zu einem späteren Zeitpunkt in das richtige Beet im Garten setzt. Manche Pflanzen lassen sich nur so anziehen. Worauf du dabei achten solltest und wie du am besten vorgehst, erklären wir dir hier anhand unseres 5-Punkte-Plans:

Pflanzen für den Garten vorziehen - Warum überhaupt?

Bevor wir loslegen, drängt sich natürlich eine Frage auf: Warum ziehen wir Pflanzen vor und pflanzen sie nicht einfach direkt in das Beet? Schließlich würde uns das eine Menge Arbeit ersparen. Allerdings sind junge Pflanzen sehr empfindlich, und die Temperaturen im Frühjahr sind zu niedrig. Um zu verhindern, dass die jungen und empfindlichen Pflanzen von den niedrigen Temperaturen geschädigt werden, zieht man sie behütet vor. Außerdem verlängert man so die Vegetationsperiode und kann mehr Pflanzen anbauen, was zu größeren Ernten führt. Dazu aber später mehr.

pflanzen vorziehen anleitung
Verschiedene Pflanzen können vorgezogen werden

1. Schritt: Den richtigen Zeitpunkt finden

Es klingt banal, aber es ist sehr wichtig zu wissen, wann man mit dem Vorziehen beginnen kann. Das ist zwar bei jeder Pflanze individuell und wird auf den Saatgutpackungen erläutert. Aber warum ist dieser Punkt nun so wichtig? Beginnen wir zu spät mit dem Vorziehen, verlieren wir Zeit. Manche Pflanzen schaffen es dann einfach nicht mehr, ihre Früchte auszubilden, und tragen so weniger. Meist ist dies jedoch nicht so schlimm und sorgt eher dafür, dass man später ernten kann.

Nicht zu früh und nicht zu spät

Beginnst du jedoch zu früh, dann kann es sein, dass deine Pflanze eigentlich schon draußen gesetzt werden könnte, es draußen aber noch zu kalt ist. So musst du sie immer wieder umtopfen, obwohl sie eigentlich schon groß genug fürs Beet ist. Das hemmt das Wachstum und sorgt für unnötig viel Arbeit, und gerade davon haben wir im Frühjahr mehr als genug.

Aussaatpackungen Vorziehen
Auf der Saatgutpackung wird einfach erklärt, wann du Vorziehen kannst

Für viele Pflanzen ist der März der richtige Zeitpunkt, um mit dem Vorziehen der Pflanzen zu beginnen, da sie erst Mitte Mai ausgepflanzt werden können. Zur einfachen Übersicht haben wir dir hier einige zusammengefasst:

Wann kann man welche Pflanzen vorziehen (Liste):

Sorte

Ab diesem Datum vorziehen

Ab diesem Datum ins Beet setzen

Paprika / Chili

Mitte Februar

Mitte Mai

Zucchini

Mitte April

Mitte Mai

Kürbis

Ende April

Mitte Mai

Mais

März / April

Mai

Aubergine

Februar

April

Gurken

April

Mitte Mai

Tomaten

März

Mitte Mai

Kohlrabi

Februar

Mitte April

Melonen

April

Mai

Es gibt aber auch Pflanzen, die man nicht vorziehen muss oder sollte. Dazu zählen:

  • Wurzelgemüse wie Karotten oder Rettich
  • Salate
  • Erbsen und Bohnen
  • Getreide

Diese Pflanzen werden direkt im Beet ausgesät. Aber auch hier ist natürlich wichtig, das Datum einzuhalten.

2. Schritt: Licht- und Dunkelkeimer bestimmen

Hast du schon einmal von Licht und Dunkelkeimern gehört? Nein? Für die Saat und die Vorzucht ist es jedoch ein wichtiges Thema. Um zu verstehen warum, stell ich dir einmal die Unterschied vereinfacht vor:

Dunkelkeimer:

Dabei handelt es sich oft um größere Samen, wie die der Kürbisse oder Gurken. Diese Samen müssen bei der Aussaat mit Substrat, also Erde, bedeckt werden. Sie wachsen dann durch diese Schicht nach oben. Die großen Samen haben dafür genügend Reservestoffe, auch ohne Sonnenlicht.

Wie tief du sie in die Erde setzen solltest, hängt von der Sorte ab. Als Faustregel gilt: Mindestens doppelt so tief setzen, wie der Samen hoch ist.

Lichtkeimer:

Bei Lichtkeimern ist es logischerweise andersherum. Diese dürfen eben nicht in die Erde gesetzt werden. Diese Samen brauchen einiges an Sonnenlicht, um zu keimen. Hier handelt es sich oft um sehr kleine Samen, die wenig Speicherstoffe für den Start der Pflanze bereithalten. Beispiele für eine solche Art der Keimung sind viele Salatsorten.

Es ist also entweder wichtig zu wissen, um welche Art es sich bei deiner Pflanze handelt, oder den Anweisungen zur Pflanztiefe genau zu folgen. Neben diesen beiden Arten gibt es auch noch Pflanzen, die andere Arten der Stimulanz benötigen. So brauchen Kaltkeimer wie Hanf und Winterweizen zunächst kalte Temperaturen, knapp über dem Gefrierpunkt. Die meisten Gemüsesorten sind jedoch Warmkeimer und brauchen eine längere warme Periode, bevor sie keimen.

Wohnst du jedoch in Australien, dann sind vielleicht sogar Feuerkeimer für dich interessant. Für den europäischen Garten sind sie aber weniger relevant. 😉

3. Schritt: Anzuchterde herstellen

Junge Pflanzen haben besondere Anforderungen und müssen anders behandelt werden, als ihre ausgewachsenen Kollegen. Deshalb brauchen sie auch besonderes Substrat, bzw. Erde. Einfache Blumenerde hat zu viele Nährstoffe und ist zu schwer. Aber warum ist das denn ein Problem?

Zu viele Nährstoffe: Die jungen Pflanzen bilden weniger starke Wurzeln aus, da sie nicht nach Nährstoffen „suchen“ müssen. So haben sie es später im Garten schwerer, da ihre Wurzeln zu klein sind.

Zu schwere Erde: Ist die Erde zu schwer, dann kann die kleine Pflanze ihre Wurzen nicht so leicht ausbilden – das Wurzelwachstum wird erschwert.

Fazit: Wir brauchen ein leichtes Substrat mit wenigen Nährstoffen. Diese finden wir zum Beispiel in sog. Anzuchterde, können es aber auch einfach selber herstellen.

vorzucht mais für Garten
Anzucht verschiedener Pflanzen im April

Anzuchterde selber herstellen (Rezept)

Anzuchterde lässt sich leicht selber herstellen. Dazu mischen wir einfach zu gleichen Teilen Sand, fertigen Kompost und Gartenerde und geben etwas Pflanzenkohle hinzu. Daraufhin hast du eine optimale Anzuchterde, die für die meisten Pflanzen eingesetzt werden kann. 

Materialien für 6kg Anzuchterde:

  • 2kg Sand
  • 2kg fertige Komposterde
  • 2kg feine Gartenerde
  • etwas Pflanzenkohle
 
Perfekte Pflanzenkohle für deine Anzuchterde findest du in unserem Shop: Hochwertige Pflanzenkohle aus Kakaoschalen

Bei der Wahl der Gefäße steht dir ein breites Spektrum an Möglichkeiten zur Verfügung. Hierbei kommt es drauf an, ob du alles in einem großen, ungetrennten Gefäß starten möchtest und danach alles pikierst, oder die Pflanzen direkt in einzelne kleine Töpfe setzt. 
Du kannst dir deine Pflanzgefäße auch einfach selber herstellen. Dazu findest du hier eine Anleitung: Anzuchttöpfchen aus Zeitungspapier herstellen

Alternativ nutzen wir meist Multitopfplatten.

4. Schritt: Standort finden und pflegen

Nun sind die Samen ausgesetzt, und wir können unsere Pflanzen an einen entsprechenden Standort stellen und wachsen lassen. Doch die kleinen Pflanzen sind relativ anspruchsvoll, daher sollten wir diesen Standort sorgfältig auswählen.

Die Temperatur sollte mindestens 18°C betragen, und es sollte windstill sein. Auch nachts sollte die Temperatur nicht weiter fallen. Sonnenlicht ist wichtig, wobei pralle Sonne unvorteilhaft ist und sogar schädlich wirken kann. Eine Fensterbank oder das Gewächshaus sind optimal geeignet.

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Vorziehen ist für viele Pflanzen ein Vorteil

Auch ist es wichtig, die jungen Pflanzen immer feucht zu halten. Durch die Anzuchterde und den darin enthaltenen Sand sickert überschüssiges Wasser leicht ab. Regelmäßiges Gießen ist also sehr wichtig. Um die empfindlichen Pflanzen nicht zu beschädigen, empfehlen wir dir, die Pflanzen mit einer Sprühflasche zu gießen.

5. Schritt: Pikieren / Vereinzeln der Pflanzen

Hast du die Pflanzen in einem Gefäß angesetzt, das schnell zu klein wird, musst du sie zeitnah vereinzeln. Hast du alle Pflanzen zusammen in einer großen Schale ausgesät, folgt nun das Pikieren. Wann ist es soweit? Sobald die ersten richtigen Blätter zu sehen sind. Hier ist es wichtig, den Unterschied zwischen den Keimblättern und den „richtigen“ Blättern zu kennen. Keimblätter sind die ersten Blätter, die zu sehen sind, können aber auch unter der Erde liegen. Die meisten Nutzpflanzen sind zweikeimblättrig. Danach wächst die Sprossachse weiter, und die ersten „richtigen“ Blätter werden angesetzt. Sind diese zu sehen, ist es Zeit zum Vereinzeln.

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Hier sind unten gut die 2 Keimblätter zu erkennen

Beim Pikieren nimmst du die einzelnen Pflanzen aus der Erde und setzt jede in einen Topf. Dafür kannst du z.B. einen extra Pikierstab oder auch einen Löffel nutzen. Den Unterschied zwischen vereinzeln und pikieren erfährst du in unserer Podcast Folge 077 zum Vorziehen.

6. Schritt: Abhärten der Pflanzen

Unsere Pflanze wächst nun munter vor sich hin, und wir können uns schon darauf vorbereiten, sie ins Beet auszusetzen. Doch so wie wir auch unsere Kinder auf die harte Realität unserer Welt vorbereiten, müssen wir es auch mit unseren Pflanzen tun. Der Grund: Draußen ist es eben nicht so angenehm warm und windstill wie drinnen. Setzen wir die Pflanzen einfach raus, kann das ein Schock für sie sein und zu Wachstumsproblemen führen. Also müssen wir unsere Pflanzen abhärten, sodass die Umstellung weniger intensiv ist. Dabei gibt es ein paar einfache Tricks.

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Diese Pflanzen sind noch nicht bereit herausgesetzt zu werden

Die Pflanzen auf die harte Realität vorbereiten

Zunächst kannst du damit beginnen, die Pflanzen an niedrigere Temperaturen zu gewöhnen. Senke die Raumtemperatur ein wenig oder lasse das Fenster eine Zeit lang offen. Später kannst du sie dann auch einmal über Nacht, zum Beispiel auf die Fensterbank draußen, stellen (natürlich nur wenn es nicht friert).

Auch an den Wind müssen die Pflanzen gewöhnt sein, um nicht zu schnell umzuknicken. Also solltest du sie vorsichtig etwas Zugluft und Wind aussetzen. Zu guter Letzt ist auch die direkte Sonne ein Stressfaktor für die Pflanzen. Du kannst also auch damit beginnen, deine Pflanzen stufenweise der prallen Sonne auszusetzen.

Pflanzen die so abgehärtet wurden wachsen stärker und liefern später bessere Erträge. Nun kannst du die abgehärteten Pflanzen in dein Beet setzen. Wie du ein solches Beet vorbereitest, haben wir dir in diesem Ratgeber erklärt: Ein Beet anlegen – die Anleitung

Ein wichtiger Tipp:

Gerade Starkzehrer wie Tomaten oder Kürbisse, brauchen viele Nährstoffe über einen langen Zeitraum. Um das zu gewährleisten haben wir einen organischen Langzeitdünger aus Schafwolle und Pflanzenkohle entwickelt. Diesen findest du hier in unserem Shop: Düngepellets aus Schafwolle und Pflanzenkohle [2,5kg]

Du möchtest wissen, welche Pflanzen Stark- und Schwachzehrer sind? Hier findest du alle Infos und eine Liste: Starkzehrer, Mittelzehrer, Schwachzehrer erklärt (+ Liste)

Falls du uns Feedback oder eine Frage übermitteln möchtest, geht das am besten per Mail an info@keep-it-gruen.de oder bei Instagram per DM (@keepitgruen).

Wir haben zudem angefangen bei YouTube Videos zu veröffentlichen. Dort findest du viele spannende Anleitungen und Tipps aus der Praxis. Unseren Kanal findest du hier: keep it grün @ YouTube

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