Wer im Garten eigenes Gemüse heranziehen will, wird um das Anlegen eines Beetes kaum herumkommen. Zu kaum einem Thema gibt es so viele verschiedene Herangehensweisen. Doch egal, ob mit oder ohne Schaufel, eines haben dabei alle gemein: Sie erlauben es dir, deine verwilderte Wiese oder Rasenfläche in einen ertragreichen und blühenden Garten zu verwandeln. Ich möchte dir heute 7 Methoden vorstellen. Dabei zeige ich dir, welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Methoden haben, damit du die für dich passende Lösung finden kannst. Wie du in deinem Garten aus einer bewachsenen Fläche ganz einfach dein ergiebiges Gemüsebeet schaffen kannst, das erkläre ich dir in diesem Ratgeber:
Warum brauche ich ein Gemüsebeet?
Der erste Schritt in den Anbau eigenen Gemüses ist das Anlegen eines Beetes. Damit wollen wir dem Gemüse in erster Linie Platz geben sich zu entfalten ohne dabei mit zahllosen anderen Pflanzen um Wasser und Nährstoffe zu kämpfen. Daher wollen wir möglichst viele ungewollte Beikräuter entfernen, noch bevor du dein Gemüse ausgepflanzt hast. Der erste Schritt ist daher, die bestehende Vegetation (deine Wiese) zu entfernen. Dann wollen wir optimale Wachstumsbedingungen schaffen. Nährstoffe können mit Kompost zugegeben und Wasser durch Mulch vor dem Verdunsten bewahrt werden. Wenn du häufig über deine Wiese gelaufen bist, kann dein Boden zudem stark verdichtet sein. Die meisten Gemüsesorten bevorzugen jedoch einen lockeren Boden. Auch darum müssen wir uns kümmern.
You can solve all the world's problems in a garden.
Geoff Lawton
Keine Herbizide benutzen!
Worauf wir auf jeden Fall verzichten wollen sind Herbizide. Pflanzengifte können schreckliche Folgen für deinen Garten und auch dein Gemüse nach sich ziehen. Und wie ich dir im Folgenden zeige, sind sie zum anlegen eines Gemüsebeetes vollkommen überflüssig.
Die 7 Methoden im Vergleich
1. Einfaches Umgraben
Die wohl traditionellste und simpelste Methode ist das einfache Umgraben. Hierbei werden etwa 20 cm (eine Spatentiefe) Boden aufgebrochen, und die Grasnarbe wird untergraben. Häufig wird hierfür ein Spaten oder eine Grabegabel benutzt, was sehr anstrengend werden kann – glaub’s mir!
Jedoch kann uns hier der Stand der Technik weiterhelfen. Mit einer motorisierten Gartenfräse lässt sich dein Garten im Nu umgraben. Du musst einzig hinter ihr herlaufen und die Richtung vorgeben. Wenn du selbst keine Gartenfräse besitzt, kannst du dir bestimmt eine leihen. Frage dazu einfach einmal in deiner Nachbarschaft herum oder rufe beim nächsten Geräteverleih an.
Fazit:
Durch das Umgraben haben wir natürlich die Möglichkeit, Kompost oder anderen Dünger direkt in den Boden einzuarbeiten. Außerdem ist der Boden aufgelockert, was bei komprimierten Böden hilfreich sein kann. So haben deine Pflanzen leichtes Spiel, ihre Wurzeln auszustrecken.
Doch leider wird durch das Umgraben auch die Bodenstruktur völlig durcheinander geworfen. Das ist ganz schlecht für die Lebewesen und Mikroorganismen in deinem Boden, welche für deine Pflanzen immens wichtig sind. Zudem wird die Grasnarbe einfach mit der Erde durchmischt, und es kann an vielen Stellen nach oben durchwachsen. Daher kann es notwendig sein, nach dem Umgraben trotzdem noch auf eine der anderen Methoden umzuschwenken.
Interessiert dich das Thema? Dann findest du hier mehr Infos zu dem Thema: Umgraben im Garten – 3 große Nachteile
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Wenn du mehr über das Mulchen wissen möchtest, haben wir dir hier das wichtigste zusammengefasst: Mulchen im Garten
Vorteile:
- Simpel (mit Maschine)
- Kompost kann in den Boden eingearbeitet werden
- Boden wird aufgelockert
Nachteile
- Spezielle Maschine muss gekauft/gemietet werden.
- Bodenstruktur wird zerstört
- Vegetation überlebt teils
- Ohne Maschine ist es sehr anstrengend
Warum sind Mikroorganismen so wichtig für den Boden?
Dein Boden ist voller Leben. Würmer, Käfer und Erdbienen sind nur einige der Bewohner. Viele andere Lebewesen sind mikroskopisch klein (z.B. Bakterien und Pilze), jedoch nicht weniger wichtig. Unter anderem sind solche Kleinstlebewesen wichtig, damit deine Pflanzen die Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen können. Ein gesundes Ökosystem im Boden sorgt für gesunde Pflanzen. Jedoch reagieren viele dieser Lebewesen empfindlich darauf, wenn ihr Lebensraum durcheinandergebracht wird. Daher ist häufiges Umgraben sehr schlecht für deinen Boden.
2. Doppeltes Umgraben
Wem das einfache Umgraben nicht reicht, kann sich auch für die doppelte Packung entscheiden. Es läuft folgendermaßen ab:
- Steche mit dem Spaten die Grasnarbe ab und lege sie auf einen Haufen
- Schaufle 20cm Oberboden aus und gebe sie auf einen zweiten Haufen
- Grabe weitere 20cm Unterboden aus und gebe auch sie auf einen dritten Haufen
- Lege die Grasnarbe mit den Wurzeln nach oben (verkehrtherum) in das Loch
- Gebe die 20cm Unterboden darauf
- Gebe die 20cm Oberboden darauf
Fazit:
Das doppelte Umgraben erfordert eine Schaufel und sehr dicke Oberarme. Dafür wirst du die Grasnarbe endlich los und erhältst eine beikrautfreie Fläche. Wie beim einfachen Umgraben kannst du einfach Kompost mit in den Boden einarbeiten, und der Boden ist sogar noch besser aufgelockert – damit sollten Probleme der Verdichtung Geschichte sein.
Jedoch hast du die Bodenstruktur komplett durcheinandergebracht, was für viele Mikroorganismen und Bodenlebewesen eine Katastrophe ist. Viele wirst du in deinem Boden nicht mehr haben, wenn du diesen Prozess öfters wiederholst. Aber wenn du die Prozedur körperlich überlebt hast, kannst du stolz auf dich sein. Denn eine Beetfläche einen halben Meter tief auszuheben, ist kein Zuckerschlecken!
Und wenn du jetzt denkst, „ich hole mir hierfür einfach maschinelle Unterstützung“, dann spar lieber schon mal ein bisschen. Ein Mini-Bagger würde dir die Arbeit zwar stark erleichtern, kostet jedoch so viel wie ein Kleinwagen.
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Vorteile:
- Bestehende Vegetation ist vollständig beseitigt
- Kompost kann in den Boden eingearbeitet werden
- Boden wird sehr gut aufgelockert
Nachteile
- Bodenstruktur wird komplett zerstört
- Es ist sehr sehr sehr anstrengend
3. Einfaches Mulchen
Eines der Lieblingsthemen vom Franz: Das Mulchen. Und das hat es in sich! Hierbei bearbeiten wir den Boden selbst nicht, sondern kümmern uns einzig darum, dass die Grasnarbe abstirbt. Dazu bedecken wir sie einfach mit ganz schön viel Mulch. Dann bekommt das Gras keine Sonne mehr und geht ein. Jedoch musst du dafür eine dichte Mulchschicht von 25-30 cm aufhäufen. Wenn sie zu dünn ist, wachsen widerspenstige Beikräuter einfach hindurch. Als Mulchmaterial kannst du zum Beispiel Stroh, trockenes Laub oder Holzschnitzel nehmen. Dieses lässt du dann eine Saison liegen.
Wenn du mehr über das Mulchen wissen möchtest, haben wir dir hier das wichtigste zusammengefasst: Mulchen im Garten
Fazit:
Da die Bodenstruktur nicht verletzt wird, gibt es keine negativen Effekte auf deine Mikroorganismen. Mehr noch, das verrottende Mulch bietet organische Masse, welche von den Mikroorganismen umgesetzt werden kann und deinen Boden aufwertet. Wenn die Mulchschicht dick genug aufgetragen wurde, solltest du auch keine Probleme mit durchwachsenden Beikräutern bekommen. Allerdings benötigt diese Methode sehr viel Mulchmaterial, da es sonst nicht funktioniert. Außerdem dauert es mehrere Monate, bis die Grasnarbe ungesetzt wurde. In dieser Zeit kannst du auf dieser Fläche nichts aussäen.
Vorteile:
- Bodenstruktur wird nicht verletzt
- Verrottendes Mulch bessert den Boden auf
- Grasnarbe wird beseitigt, wenn dick genug aufgetragen
Nachteile
- Benötigt viel Zeit
- Benötigt sehr viel Mulchmaterial
- Es kann nicht direkt gesät werden
Though the problems of the world are increasingly complex, the solutions remain embarrassingly simple.
Bill Mollison
4. Schichtmulchen
Die in der Permakultur wohl weitverbreitetste Methode ist das Schichtmulchen (Sheet Mulching). Dabei wird die Grasnarbe mit einem dünnen, lichtundurchlässigen Material bedeckt. Hierzu gibt es kompostierbare Mulchfolien. Biologisch abbaubar reicht hier nicht! Wir haben dir hier eine herausgesucht: https://amzn.to/3FbBrcQ *
Alternativ kannst du auch Jute oder verfilzte Wolle benutzen: https://amzn.to/3sgbR0Z *
Aber bitte KEINE PAPPE BENUTZEN! Häufig wird immer noch Pappe oder Zeitungspapier genutzt. Dieses enthält jedoch hochschädliche Fluorchemikalien (PFC), welche sich sowohl im Boden, als auch im menschlichen Körper ansammeln.
So geht's:
1. Breche bestehende Vegetation auf der Fläche um oder mähe sie ab und lasse sie liegen.
2. Spanne die Mulchfolie, Jute oder Wolle über die Fläche. Achte darauf, dass die Kanten mindestens 15cm überlappen.
3. Verteile etwa 10cm Komposterde darauf
4. Bringe eine 10cm dicke Schicht normales Mulch oben auf (siehe Methode 3).
Fazit:
Da auch hier der Boden nicht durcheinander gebracht wird, hast du eine intakte Bodenstruktur. Das verrottende Mulch bringt zusätzliche Nährstoffe in den Boden. Die Folie sorgt dafür, dass die Grasnarbe komplett abgetötet wird. Da du Kompost auf die Folie aufgetragen hast, kannst du direkt Setzlinge pflanzen. Jedoch ist die Methode recht aufwändig, da sie viele Materialien benötigt. Auch hier kannst du nicht direkt einsäen. Und solltest du trotz der Warnung Pappe benutzt haben, belastet das PFC deinen Boden.
Vorteile:
- Bodenstruktur wird nicht verletzt
- Verrottendes Mulch bessert den Boden auf
- Bestehende Vegetation wird vollständig beseitigt
- Du kannst die Fläche direkt bepflanzen
Nachteile
- Es ist aufwändig
- Du kannst kein Saatgut ausbringen
- PFC Belastung, wenn Pappe benutzt wird
Die Pflanzen auf deiner Wiese können dir auch einiges über den Boden verraten! Wenn du mehr darüber wissen möchtest, schau dir gerne unseren Bericht zu Zeigerpflanzen im Garten an.
5. Solarizing
Bei dieser Methode nutzen wir die Kraft der Sonne. Ähnlich wie beim Schichtmulchen wir hier die Fläche mit einer Folie überzogen. Jedoch solltest du hier keine kompostierbare, sondern eine UV beständige Folie benutzen, die sich nicht zersetzt. Am besten eigenen sich durchsichtige Folien, häufige werden jedoch auch schwarze benutzt. Wir haben dir hier eine herausgesucht: https://amzn.to/3F6EBOK*
Durch die Sonneneinstrahlung wird die Vegetation unter der Folie „gekocht“. So wirst du innerhalb von etwa 3 Sommermonaten deine Rasenfläche los.
Fazit:
Auch hier bleiben die Bodenstrukturen intakt. Die Methode ist super einfach und mit wenigen Handgriffen vorzunehmen, wobei die Grasnarbe komplett beseitigt wird. Dafür ist die Fläche für die 3 wichtigen Sommermonate nicht zu nutzen. Außerdem ist der Boden danach karg, sodass danach noch Kompost aufgetragen werden muss. Verdichtete Böden könnten hier auch ein Problem sein. Letztlich benutzt du so viel Plastik, dass wir möglichst im Garten vermeiden wollen. Dafür kannst du die Folie jedoch mehrere Jahre in Folge benutzen und dir im Herbst/Frühjahr damit einen Folientunnel/Gewächshaus bauen.
Vorteile:
- Bodenstruktur wird nicht verletzt
- Sehr simpel
- Grasnarbe wird komplett beseitigt
- Du kannst die Folie mehrfach recyclen
Nachteile
- Benötigt viel Zeit (3 Monate)
- Der Boden ist nicht vorbereitet
- Du benutzt biologisch nicht abbaubares Plastik
6. Mit tierischer Hilfe
Natürlich kannst du auch andere die ganze Arbeit machen lassen. Hühner, Schweine und Ziegen eigenen sich beispielsweise wunderbar dafür dein persönliches Gemüsebeet vorzubereiten. Dazu fokussieren wir die Tiere für einen gewissen Zeitraum auf eine abgegrenzte Fläche (ein mobiler Elektrozaun funktioniert hier wunderbar: https://amzn.to/3KFmiBo*). Mit ein paar Händen Futter, kannst du deine Hühner/Schweine zum scharren und wühlen animieren. Ist die Fläche fertig, können die Tiere umziehen und das nächste Stück vorbereiten. Wie lange das ganze dauert hängt stark von der Anzahl der Tiere, der Größe der Fläche und wie stark die bewachsen ist ab. Du solltest mit einigen Wochen bis Monaten rechnen.
Fazit:
Dank der fleißigen Helfer ist nicht nur die Vegetation verschwunden, die gesamte Fläche wurde auch gleich den nährstoffreichem Hinterlassenschaften vermischt. Wenn du sowieso Tiere hast, kannst du hiermit die Futterkosten für deine Tiere senken (sie fressen ja dein Gras auf) und kannst die tierischen Erzeugnisse, wie Ei und Milch genießen. Leider wird jedoch auch hier die Bodenstruktur zerstört, was schlecht für die Mikroorganismen im Boden ist. Außerdem benötigst du natürlich die Tiere, sowie einiges an Equipment und alternative Gehege. Letztlich bedürfen Tiere täglicher Pflege und dürfen nicht vernachlässigt werden!
Vorteile:
- Vegetation wird vertilgt
- Dünger wird in die Fläche eingearbeitet
- Kann Futterkosten für Tiere senken
- Jeden Tag ein frisches Ei
Nachteile
- Bodenstruktur wird durchwühlt
- Benötigt Equipment (Zaun, Stall,...)
- Tiere benötigen täglich Pflege
7. Die Kraft der Pflanzen
Letztlich ist es vielleicht gar nicht nötig dir so viele Gedanken darum zu machen, ein Gemüsebeet anzulegen. Einige Nutzpflanzen sind sehr Durchsetzungsfähig und können sich gegen verschiedene Beikräuter durchsetzen. So kann beispielsweise eine Zwischenfrucht im Herbst (z.B. Buchweizen) oder buschiges Gemüse wie Bohnen dabei helfen, deine deine Wiese zu verdrängen. Dazu kannst du sie direkt in die Wiese pflanzen. Diese Methode ist derzeit noch wenig ausgetestet und du solltest es eher wie ein Experiment betrachten.
Verdichteter Boden
Was jedoch schon reichlich ausgetestet wurde sind Pflanzen, die dir helfen deinen verdichteten Boden aufzulockern, ohne dass du ihn umgraben musst. Bestes Beispiel ist der Rettich, welche mit seiner starken Wurzel tief ins Erdreich eindringt und selbst komprimierten Boden auflockert. Auch tiefwurzelnde Speiserüben oder besagter Buchweizen brechen den Boden auf.
Vorteile:
- Sehr simpel
- Kann mit anderen Methoden kombiniert werden
Nachteile
- Experimentell: nicht belegt
Welche Methode passt zu dir?
Welche Methode du benutzen möchtest, hängt ganz von dir und deinem Garten ab. Ich persönlich bin großer Anhänger der Methode 6 (Mit tierischer Hilfe). Solltest du sowieso geeignete Tiere halten, kannst du es einfach einmal ausprobieren. Solarizing würde ich nur benutzen, wenn du die Folie über mehrere Jahre und auch in den anderen Saisons benutzt. Solltest du neben einer Sägemühle wohnen und riesige Mengen Mulch zur Verfügung haben, bietet sich hingegen das einfache Mulchen an. Wenn du einen stark verdichteten Boden hast, kann auch einmaliges Umgraben helfen. Einfaches Umgraben kann dir helfen, wenn kaum Vegetation auf der Fläche wächst. Doppeltes Umgraben hingegen wenn die Fläche stark bewachsen ist. Keines von beiden solltest du jedoch auf der selben Fläche wiederholen.
Als besten Kompromiss sehe ich das Schichtmulchen, da es Beikraut effizient unterdrück und direkt bepflanzt werden kann.
Falls du uns Feedback oder eine Frage übermitteln möchtest, geht das am Besten per Mail an info@keep-it-gruen.de oder bei Instagram per DM (@keepitgruen).
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