Pflanzenkohle im Garten, z.B. als Terra Preta, ist inzwischen schon relativ weit verbreitet. Doch gibt es daneben noch viele weiter Möglichkeiten, wie man Pflanzenkohle als Rohstoff oder ganz generell einsetzen kann. Wir möchten euch deshalb hier 10 weitere Möglichkeiten zeigen, wie man Pflanzenkohle und ihre Vorteile nutzen kann, ganz abgesehen vom Garten und dem Einsatz als Bodenaufwerter.
Warum ist Pflanzenkohle so vielseitig?
Bevor wir in unsere Liste einsteigen möchten wir dir kurz erklären, warum Pflanzenkohle in so vielen verschiedenen Bereichen eingesetzt werden kann. Das liegt an ihren ganz besonderen Eigenschaften. Pflanzenkohle besitzt nämlich eine besonders große „innere Oberfläche“. Um die Ausmaße einmal greifbarer zu machen: 1kg Pflanzenkohle hat eine innere Oberflöcher von bis zu 400.000 qm oder 40 ha.
Diese Oberfläche verteilt sich dabei auf viele kleine Poren, die z.B. auch dafür sorgen, dass Pflanzenkohle so gut Wasser speichern kann und deshalb so gerne im Garten eingesetzt wird. Diese Eigenschaft sorgt auch in vielen weiteren Bereichen dafür, dass Pflanzenkohle zum Einsatz kommt. Ein paar davon möchten wir euch nun vorstellen:
10 Einsatzmöglichkeiten von Pflanzenkohle (Überblick)
- Futterkohle
- Baustoff
- Filter
- CO₂ Senke
- Einstreu
- Farbstoff
- Biogasanlage
- Gewässerreinigung
- Schadstoffbindung
- Energielagerung
- Gerüche im Kühlschrank
1. Pflanzenkohle als Futtekohle
Futterkohle ist besonders hochwertige Pflanzenkohle, die als Futterzusatz an Tiere, wie Hund, Katze, Huhn und Pferd verfüttert wird. Die Idee dahinter. Futterkohle konnte in praktischen Einsätzen das Wohlbefinden der Tiere steigern, durch z.B. eine positive Wirkungen auf den Magen-Darm-Trakt. Doch die Idee ist nicht neu und es gibt sogar einige Tiere in der freien Wildbahn, die Holzkohle von Waldbränden aktiv fressen. Bestes Beispiel: der Sansibar Stummelaffee, der diese Kohle frisst um z.B. Mangoblätter besser verdauen zu können.
2. Pflanzenkohle als Zusatz für Baustoffe
Pflanzenkohle, als Zusatz für Baustoffe,, verbessert die Baumaterialien und fördert nachhaltiges Bauen. Ein Produkt für die Zukunft also. Sie steigert die Festigkeit und Wärmedämmung, was Aufwand und Energiekosten senken kann. Zudem reduziert Pflanzenkohle hier den CO2-Fußabdruck durch ihre Fähigkeit, Kohlenstoff zu binden. Ein Beispiel für den Einsatz der Kohle ist das „KLARK“-Projekt in der Schweiz, wo Pflanzenkohle dem Beton beigemischt wurde. Pflanzenkohle kann hier also einen Beitrag dazu leisten, die Branche nachhaltiger aufzustellen und gleichzeitig das Produkt an sich zu verbessern.
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3. Pflanzenkohle als Filter für z.B. Wasser
Fast alle kennen Aktivkohlefilter. Zur Herstellung von Aktivkohle wird gewöhnliche Kohle (meist Steinkohle) aufwendig bearbeitet, sodass deren Oberfläche noch größer ist. So wird sie zu einem optimalen Filter. Hier kann die „innere Oberfläche“ schnell über 1.000m² pro Gramm erreichen. Auch Pflanzenkohle hat eine hohe innere Oberfläche, wenn auch nicht ganz so extrem wie Aktivkohle (bis ca. 400m² pro g). Auch Pflanzenkohle kann deshalb gut als Filter genutzt werden. Gerade wenn es darum geht, Brauchwasser zu reinigen (kein Trinkwasser).
Wie du deinen eigenen Pflanzenkohlefilter für dein Wasser bauen kannst, haben wir dir in diesem Video genau erklärt:
4. Pflanzenkohle als CO₂ Senke
Aktuell gibt es noch wenige Möglichkeiten Kohlenstoffdioxid (CO₂) langfristig und nachhaltig zu speichern. Pflanzenkohle ist hier die aktuell günstigste, dauerhafte Möglichkeit, CO₂ zu speichern. Dabei entspricht 1kg Pflanzenkohle etwa 2-3kg CO₂ (je nach Kohlenstoffanteil) die für über 1.000 Jahre gespeichert werden. Durch diese Dauerhaftigkeit und die einfach Umsetzung ist Pflanzenkohle auch zu einer anerkannten CO₂ geworden.
Möchtest du mehr über Pflanzenkohle als Klimaretter erfahren? Dann haben wir hier alles Wichtige zusammengefasst: Wie Pflanzenkohle das Klima schützt (3 Gründe)
5. Pflanzenkohle als Einstreu Stall
Auch im Tierstall kann die Pflanzenkohle ihre Fähigkeiten voll ausspielen: Genau wie im Boden speichert sie hier Flüssigkeiten (Ausscheidungen der Tiere) und sorgt so für ein besseres Stallklima mit weniger Gerüchen. Besonders in Kombination mit Tiefeneinstreu z.B. bei Pferden hat Pflanzenkohle sich als Zusatz bewährt. Dabei reichen schon geringe Mengen von ca. 5-10% des Einstreus.
Du möchtest genau wissen, wie du Pflanzenkohle als Einstreu in deinem Stall nutzen kannst? Hier gibt es alle Infos: Pflanzenkohle als Einstreu im Stall nutzen (Anleitung)
6. Pflanzenkohle als Farbstoff
Aktivkohle wird als Farbstoff E 153 vor allem in der Lebensmittelindustrie eingesetzt. Auch fein gemahlene Pflanzenkohle kann als Farbstoff (wenn auch nicht für Lebensmittel) eingesetzt werden. So haben wir z.B. bereits Kunststoffe oder Seifen mit unserer Pflanzenkohle färben können. Hier hat Pflanzenkohle zudem den Vorteil, dass sie sehr stabil ist, sich nicht zersetzt und geschmacksneutral ist. So kann Futterkohle z.B. gut genutzt werden, um Tierfutter zu färben.
Insgesamt bietet der Einsatz von Pflanzenkohle in Biogasanlagen vielfältige Vorteile, angefangen von einer effizienteren Biogasproduktion bis hin zur Umweltverträglichkeit durch die Reduktion von Emissionen.
Möchtest du einmal Futterkohle für deine Tiere ausprobieren, so haben wir auch dafür in unserem Shop das richtige Produkt: Futterkohle für Hunde und Katzen (0,5kg-3kg)
7. Pflanzenkohle in der Biogasanlage
Pflanzenkohle wird inzwischen auch in Biogasanlagen eingesetzt und verbessert auch hier den Prozess. Wie das funktioniert erklären wir dir in aller Kürze:
Pflanzenkohle verbessert zum einen den Gärprozess, da sie das mikrobielle Leben im Fermenter fördert. Zudem wird der CO2 Ausstoß reduziert und auch die Geruchsemissionen gesenkt, da die Pflanzenkohle in der Biogasanlage flüchtige organische Verbindungen bindet.
Möchtest du mehr über die Einsatzgebiete von Pflanzenkohle in der Landwirtschaft lernen, dann haben wir hier den passenden Ratgeber für dich: Kaskadennutzung von Pflanzenkohle in der Landwirtschaft
8. Pflanzenkohle bindet Nährstoffe in Gewässern
Viele Gewässer in Deutschland sind mit zu vielen Nährstoffen belastet. Diese kommen zu einem großen Teil auch von der Düngung der Felder in der Landwirtschaft. Besonders Stickstoff in Form von Nitrat ist hier ein großes Problem. Pflanzenkohle bietet eine Möglichkeit, die zu vielen Nährstoffe im Gewässer wieder zu binden und das natürliche Gleichgewicht wieder herzustellen. So kann der Eutrophierung vorgebeugt werden.
Dies hat den gleichen Hintergrund wie die Bindung von Nährstoff im Boden. Pflanzenkohle bindet im Gewässer durch ihre funktionale Gruppen Nährstoffe, wodurch diese nicht mehr verfügbar sind.
9. Pflanzenkohle kann Schadstoffe im Boden speichern
Doch die Fähigkeit von Pflanzenkohle, Dinge zu speichern endet nicht beim Gewässer und Nährstoffen. Auch Schadstoffe wie Schwermetalle werden von der Pflanzenkohle im Boden gebunden, sodass sie nicht mehr von Pflanzen aufgenommen werden können. Zwar sind sie dann immer noch im Boden, jedoch an die Kohle gebunden.
10. Energielagerung (Superkondensatoren)
Ein Superkondensator kann man sich wie eine spezielle Batterie vorstellen, die dazu dient, schnell Energie zu speichern und abzugeben. Dieser besteht meist aus kohlenstoffhaltigen Materialien. Genau hier kommt natürlich auch unsere Pflanzenkohle wieder ins Spiel. Wird sie nämlich z.B. aus Stammholz hergestellt, enthält sie deutlich über 90% Kohlenstoff. Aktivkohle wird hier bereits gerne eingesetzt. Pflanzenkohle bietet eine günstigere Alternative mit einer etwas geringeren Oberfläche.
Sicher wäre hier aktivierte Pflanzenkohle (also mit zusätzlich vergrößerter Oberfläche) die beste Lösung.
Geheimtipp: Gerüche binden Kühlschrank
Nun zu unserem Geheimtipp: Das Pflanzenkohle sehr gut darin ist, Stoffe zu binden, kann sie eben dies auch dort tun, wo man schon einmal Probleme mit Gerüchen hat. Hier z.B. im Kühlschrank. Dazu einfach eine Schale mit Pflanzenkohle in den Kühlschrank packen. Die große Oberfläche der Pflanzenkohle sorgt dann dafür, dass die flüchtigen Geruchsstoffe in der Pflanzenkohle gebunden werden. Danach kannst du die Kohle übrigens immer noch super im Beet oder Blumentopf nutzen.
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Franz Lagier
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