7 Schichten des Waldgarten

Waldgarten selbst anlegen und pflegen – dein Einstiegsguide

Ein Waldgarten, auch Food Forest genannt, ist ein eng mit der Permakultur verbundenes Konzept. Im Grunde ist es ein ganz normaler Wald, der allerdings von dir selbst genau so gestaltet werden kann, wie du es willst. Ziel ist es meist, auf nachhaltigem Wege möglichst viele Erträge zu erzielen. Wie du dir selbst in 6 Schritten einen eigenen Waldgarten anlegen kannst, warum es sich für dich lohnen könnte und welche Dinge du beachten solltest, erfährst du in diesem Ratgeber!

Was ist ein Waldgarten?

Grundlagen: Waldgärten sind künstlich entworfene Wälder, die darauf abzielen, eine essbare Landschaft zu erschaffen. Jede darin vorkommende Pflanze sowie die Anzahl der Pflanzen sollte gut überlegt und gewählt sein. Auch der Abstand zwischen den Pflanzen und die potenzielle Wasserversorgung spielen eine wichtige Rolle. Obwohl menschengemacht, orientiert sich ein Waldgarten immer auch an natürlichen Gegebenheiten in der Natur, wo sich Pflanzen gegenseitig mit Nährstoffen, Wasser, Informationen und Schatten versorgen. Auf diesem Wege kann ein selbsterhaltenes Ökosystem entwickelt werden, welches Lebensraum für Tiere und Pflanzen und gleichzeitig einen oder sogar mehrere Nutzen für den Menschen bieten kann. Der größte Unterschied zwischen einem natürlichen Wald und einem Waldgarten ist also, dass im Letzteren bewusst Pflanzen ausgewählt werden, die einen Ertrag liefern.

Vor- & Nachteile: Aber warum solltest du dir nun einen Waldgarten statt einem Gemüsebeet zulegen? Hier erklären wir dir die Vorteile:

  • Ein Waldgarten ist ein langfristiges Ökosystem.
  • Im Gegensatz zu einem Garten mit einjährigem Gemüse, ist er sehr stabil und nicht leicht kaputt zu kriegen (z.B. durch Schädlingsbefall).
  • Er bietet eine hohe Biodiversität und kann so als Biotop fungieren -> großer Mehrwert für Insekten und Pflanzen.
  • Fördert die Artenvielfalt und schafft Lebensräume für verschiedenste Tier- und Pflanzenarten (rausnehmen da Wiederholung?)
  • Durch die Vielzahl an unterschiedlichen Obst- und Gemüsesorten kann fast jederzeit etwas geerntet werden!
  • Ein Waldgarten bietet dir einen natürlichen Rückzugsort – perfekt zum ungestörten Entspannen.

Der größte Nachteil an einem Waldgarten ist:

  • Der Zeitfaktor: Es dauert, bis ein Waldgarten seinen geplanten Umfang erreicht. Das liegt meist an den Bäumen, die ausreichend Zeit benötigen, um die gewünschte Größe zu erreichen. Kauft man sich bereits größere Bäume, kann das etwas teurer werden.
Ernte, Früchte, Waldgarten selbst anlegen und pflegen
Geerntete Früchte aus einem Waldgarten

Die 7 Schichten im Waldgarten

Ein Waldgarten kann typischerweise in sieben Schichten, beziehungsweise Ebenen, unterteilt werden. Dieselbe Unterteilung der Vegetationsschichten lässt sich auch in einem natürlichen Wald beobachten. Wir gehen hier von oben (Baumspitze) bis unten (Wurzel) vor:

Schicht 1: Hochstämmige Bäume

In die erste Ebene gehören große Bäume wie die Eiche, Buche oder Akazie. Auch Nussbäume wie die Walnuss oder Kastanie eignen sich hervorragend und große Obstbäume wie die Kirsche. Bei der Auswahl sollten die Lebensdauer sowie der Wasserverbrauch berücksichtigt werden. Nicht in jedem Waldgarten findet man diese Schicht, da Bäume dieser Größe viel Licht und Wasser benötigen. Die abfallenden Blätter dagegen können die Humusbildung im Boden fördern.

Schicht 2: Kleinere bis mittelgroße Bäume

Die zweite Schicht konstituiert sich aus kleineren und mittelgroßen (Obst-) Bäumen, die oft auch mit weniger Licht zurechtkommen und daher auch unter den größeren Bäumen gut wachsen können. Ihre Höhe sollte zwischen drei und zehn Meter betragen. Diese lässt sich gut mithilfe eines Rückschnitts kontrolliert bestimmt werden. Beispiele für geeignete Bäume sind Apfel-, Pfirsich-, Pflaumen- oder Haselnussbäume.

7 Schichten des Waldgarten
Die 7 Schichten des Waldgarten

Schicht 3: Sträucher und Büsche

Unter den kleineren Bäumen findet man allerlei verschiedene Sträucher. Hier kannst du ganz danach gehen, für welchen Nutzen du sie in deinem Waldgarten pflanzen möchtest. Zur Verschönerung eignen sich zum Beispiel Rosen, zur Nahrungsversorgung eher fruchttragende Sträucher wie die Heidel- oder Brombeere. Beachte, dass du dich bei den unterschiedlichen Arten über ihre Licht- und Wasserbedürfnisse informierst und dementsprechend ihren Platz im Waldgarten aussuchst. So gibt es Pflanzen, die mit mehr Schatten auskommen und auch unter Bäumen recht gut wachsen, andere wiederum benötigen mehr Sonne und sollten frei stehen.

Schicht 4: Krautschicht

In dieser Schicht befinden sich Stauden und Kräuter. Darunter können viele einjährige Arten fallen, die sich besonders zum Mulchen eigenen, zum Beispiel Beinwell. Aber auch verzehrbare Sorten wie Rhabarber, Artischocken, Kohl oder Kräuter wie Thymian, Zitronenmelisse oder Petersilie eignen sich hervorragend. Ihren Platz finden sie zwischen Sträuchern und Bäumen.

Schicht 5: Bodendecker

Die Pflanzen in dieser Schicht zeichnen sich mitunter besonders durch die Eigenschaft aus, Schatten besser zu vertragen und sehr nah am Boden zu wachsen. Sie werden gerne als Lebendmulch genutzt und sind oft robust, sodass man keine Sorge haben muss, sie kaputt zu trampeln. Hier eignen sich unter anderem Schafgarbe, Borretsch, wilde Erdbeeren oder Klee.

Schicht 6: Wurzelgewächs

Diese Schicht befindet sich unter der Erde, im Wurzelsystem deines Waldgarten. Hierzu gehören Pflanzen die Erträge liefern, welche unterhalb der Erde wachsen. Damit produzieren sie zum einen Nahrung für uns und schaffen außerdem bessere Bodenbedingungen, da sie Wege frei machen für Wasser und Luft und den Boden auflockern. Beispiele sind Knoblauch, Zwiebeln, Radieschen, Karotten, Kartoffeln oder Pastinaken.

Schicht 7: Rank- und Kletterpflanzen

Die letzte Ebene besteht aus Pflanzen, die sich zum Beispiel an den hochstämmigen Bäumen hochranken oder um den Stamm herum wachsen können. Vorsicht aber ist geboten bei der Auswahl der Rangpflanzen, da es Arten gibt, die invasiv sind oder den Baum erdrücken können. Geeignete Sorten sind zum Beispiel Efeu, Beerenranken, Geißblatt oder Weintrauben.

In 6 Schritten zum eigenen Waldgarten

Schritt 1: Planung 

Bevor du an den praktischen Teil gehst, solltest du dir erst einmal einen Plan oder Leitfaden für deinen Waldgarten erstellen. Beginne mit Fragen wie:

Wie groß ist meine Fläche / mein Grundstück? Wie viel Pflegeaufwand möchte oder kann ich betreiben? Habe ich Tiere, die ich in das Projekt integrieren möchte? Will ich den Waldgarten hauptsächlich zum Spaß anlegen oder soll es eine längerfristige Lebensaufgabe werden? Welche Hauptaufgabe sollen die meisten Pflanzen in meinem Food Forest übernehmen? Möchte ich viel Nahrung ziehen, Biodiversität fördern und Umweltschutz betreiben oder ein Einkommen generieren?

Beeren im Waldgarten pflanzen
Der Waldgarten bietet Nahrung für Mensch und Tier

Schritt 2: Feststellung der Gegebenheiten

Nachdem du dir eine detaillierte Übersicht über dein Vorhaben gemacht hast, ist es an der Zeit dir die Merkmale deiner individuellen Umstände und Verhältnisse anzusehen. Welche Klimabedingungen, z.B. die Menge des Niederschlags erwarten dich?

Auch Bodenproben sind eine ideale Möglichkeit, um herauszufinden auf welche Gegebenheiten du dich einstellen kannst. Wie du selbst ganz einfach Bodenproben entnehmen kannst, zeigen wir dir hier: Bodenproben selber nehmen und analysieren lassen.

Schaust du dir an, was bereits in oder auf deinem oder benachbarten Flächen wächst, kannst du so auch auf die natürlichen Bodenbedingungen schließen. So können dir bestimmte Zeigerpflanzen Aufschluss über zum Beispiel den Stickstoff- oder Wassergehalt im Boden geben. 

Mehr über Zeigerpflanzen erfährst du in unserer Podcast Folge: Zeigerpflanzen und wie wir sie für uns nutzen können oder in diesem Ratgeber: Zeigerpflanzen erkennen und nutzen (inklusive Liste!)

Nun hast du idealerweise einige Ergebnisse über deine Standortbedingungen gesammelt. Was nun?

Schritt 3: Struktur festlegen

Einen Waldgarten kannst du dir wie einen Baukasten mit verschiedenen Ebenen vorstellen. Bevor du dich ans Einpflanzen machst, skizziere dir einen Entwurf über die Infrastruktur. Wo sollen die großen Bäume stehen? Wo ist Platz für kleinere Bäume und Sträucher? Wie werden sich die Lichtverhältnisse über die Zeit entwickeln? Wo benötigst du zum Beispiel Gräben zur Be- oder Entwässerung oder Zäune?

Setzlinge in Erde; Waldgarten
Sämlinge

Schritt 4: Pflanzenauswahl

Als nächster Schritt folgt die Pflanzenauswahl. Richte dich dabei nach deinen Standortbedingungen (Feuchtigkeit, Temperatur, Bodenbedingungen etc.), die du im zweiten Schritt geprüft hast. Eine einfache Option ist es, heimische Pflanzen auszuwählen, die bereits an die Klimabedingungen angepasst sind. Schwieriger (aber nicht unmöglich!) gestalten sich exotischere Pflanzen, für die du gegebenenfalls das Mikroklima im Waldgarten beeinflussen musst. Grundsätzlich versucht man, durch viele unterschiedliche Arten eine hohe Biodiversität zu erzeugen. Beachte, dass du nicht nur Pflanzen auswählst, die dir einen Ertrag liefern, sondern auch solche, die den Boden zum Beispiel mit Stickstoff anreichern und auf lange Sicht gesehen Biomasse im Boden aufbauen sollen.

Eine gute Möglichkeit sind Mischkulturen, die du zum Beispiel in Form von Gilden um deine Bäume setzen kannst. Hier zeigen wir dir, wie du eine Apfelbaumgilde selbst anlegen kannst: Apfelbaumgilde selbst anlegen – so geht’s.

Um dir einen längeren Erntezeitraum zu schaffen, kannst du Pflanzen auswählen, die zu unterschiedlichen Zeiten reif werden, zum Beispiel verschiedene Apfelbaumsorten.

Baumpflanzen Waldgarten Anleitung
Ein frisch gepflanzter Baum

Schritt 5: Fläche vorbereiten & Auspflanzen

Bei der Auspflanzung in deinem Waldgarten gehst du am besten strategisch vor: Plane dir Pflanzevents und erstelle im besten Fall einen Pflanzkalender. Zuerst werden meist die großen Bäume, dann die Bodendecker und Hecken im Herbst oder Frühjahr gepflanzt. Wichtig ist, dass du nicht alles gleichzeitig und zusammen, sondern eher nach und nach in die Erde bringst. Informiere dich über deine ausgesuchten Pflanzen und wann ihre Pflanztermine sind.

Wichtig! Noch vor dem Einpflanzen solltest du deinen Boden entsprechend vorbereiten, zum Beispiel mit Kompost oder Pflanzenkohle. Sichere dir hier bei uns im Shop die beste Pflanzenkohle für deine Erde.

Schritt 6: Pflege

Sobald du alle Pflanzen in deinem Waldgarten eingesetzt hast, steht von nun an ihre Pflege im Mittelpunkt. Die Bäume sollten regelmäßig geschnitten werden, zum Teil lassen sich die Äste hervorragend als Mulch nutzen. Besonders in den ersten Jahren ist das wichtig, um ihr Wachstum und ihre Gesundheit zu fördern. Beikräuter können mithilfe von Bodendeckern in Schach gehalten werden. Dein Waldgarten ist ein dynamischer und sich ständig entwickelnder Prozess; beobachte, welche Pflanzen es schaffen und welche nicht; tausche gegebenenfalls welche aus und unterstütze die vorhandenen.

Regelmäßiges und langfristiges Mulchen ist bedeutsam, um deinen Boden mit genügend Nährstoffen versorgen zu können. In diesem Ratgeber liest du nach, wie es richtig geht: Mulchen im Garten – so geht’s.

Du willst noch mehr über Waldgärten erfahren? Für mehr Infos und allerlei Tipps und Tricks dazu hör gerne in unsere Podcast Folgen auf Spotify: Der Waldgarten (Food Forest) – die Grundlagen & Einen Waldgarten anlegen und pflegen (der Einsteiger Guide)

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