Vor- und Nachteile des Kon-Tiki zur Herstellung von Pflanzenkohle
Das Kon-Tiki ist eine auf den ersten Blick einfache Möglichkeit, eigene Pflanzenkohle aus Holzresten herzustellen. Doch auch diese Möglichkeiten hat einige Nachteile, die man beachten sollte, wenn man plant so eigene Pflanzenkohle herzustellen. Wir haben für euch deshalb die Vor- und Nachteile des Kon-Tikis zusammengefasst und geben zudem ein paar Tipps worauf man achten muss, wenn man mit einem solchen Gerät arbeiten möchte.
Inhaltsverzeichnis
Das Kon-Tiki als Open-Source Modell
Das Kon-Tiki kann man sich wie eine Feuerschale 2.0 vorstellen. In dieser werden dann Schnittabfälle in einem offenen Feuer teilweise verbrannt, aber auch verkohlt. Durch das spätere Ablöschen mit Wasser stoppt man die Verbrennung und es bleibt Pflanzenkohle über. So die Theorie. Wie genau die Verkohlung beim Kon-Tiki funktioniert haben wir in Ansätzen bereits in unserem Ratgeber zur eigenen Pflanzenkohleherstellung beschrieben. Diesen findest du hier: Pflanzenkohle selber herstellen [Anleitung]
Wo die Unterschiede vom Kon-Tiki zu solch einer selbstgebauten Lösung sind, das erfährst du weiter unten.
Bevor wir euch ein paar Hinweise zum Arbeiten mit dem Kon-Tiki geben, möchten wir euch die Vor- und Nachteile aufzeigen.
Vorteile des Kon-Tiki zu Pflanzenkohleherstellung
Bei diesem Vergleich beziehen wir uns auf das Kon-Tiki im Allgemeinen. Es gibt inzwischen verschiedenste Aufbauten und unterschiedlichste Anbieter. Daraus möchten wir einen Durchschnitt bilden und diesen Vergleichen.
1. Vorteil: Einfache Technik
Das Kon-Tiki besteht aus wenigen Teilen und ist im Grunde eine Schale mit Wasseranschluss. Es gibt also keine mechanischen Teile, die aufwendig zu bedienen sind oder groß kaputt gehen könnten. Abgesehen von der Hitze unterliegt der Aufbau also wenig Belastung, die zu Verschleiß führen könnte. Das macht das Kon-Tiki besonders robust und langlebig, wenn es aus hochwertigem Stahl gefertigt ist.
2. Vorteil: Grundlagen einfach zu bedienen, aber...
Die Theorie zur Bedienung des Kon-Tiki ist sehr simpel:
Man macht ein Holzfeuer. lässt es ein Stück abbrennen und legt immer wieder nach. Am Ende wird alles mit Wasser abgelöscht.
Diese Grundlagen sind einfach zu verstehen und von jedem umzusetzen, der sich ein bisschen damit beschäftigt. In den Nachteilen gehen wir genauer darauf ein, warum das aber auch ein Trugschluss sein kann.
3. Vorteil: Keine große Ansprüche an die Biomasse
Man kann im Kon-Tiki fast alles verwenden, das man auch auf einem Lagerfeuer verbrennen kann. Äste müssen grob kleingeschnitten werden und zur Not können sie auch größer als das Kon-Tiki sein. Natürlich kann man vieles auch nicht nutzen, wie Hackschnitzel oder organische Materialien mit einem hohen Wasseranteil wie Grasschnitt, aber damit haben auch viele industrielle Anlagen Probleme.
Nachteile des Kon-Tiki zu Pflanzenkohleherstellung
Auch bei den Nachteilen nehmen wir einen Querschnitt aus allen Kon-Tikis als Vergleich. Dabei Vergleichen wir es mit komplexeren Lösungen und der eigenen Herstellung.
1. Nachteil: Rauchentwicklung
Wenn das Kon-Tiki läuft und mit geeigneter Biomasse befüllt ist, dann qualmt es auch nicht. Aber macht man einen Fehler bei der Beladung, legt zu früh nach oder nutzt nicht geeignete Biomasse dann kommt es schnell zu einer Rauchentwicklung die man meist einfach aussitzen muss. Das ist nicht nur unangenehm für uns sondern kann auch für schlechte Kohlequalität sorgen.
Im Vergleich zu Herstellung in z.B. einer Grube hat man jedoch ein paar Vorteile, weshalb im Vergleich dazu die Rauchentwicklung eher weniger ist.
2. Nachteil: Hoher CO₂-Ausstoß
Das Kon-Tiki ist im Vergleich zu z.B. der Grubenmethode natürlich nicht umweltschädlicher. Vergleicht man es aber mit anderen Lösungen, z.B. Retorten, so ist schnell klar, dass der CO₂-Ausstoß deutlich erhöht ist. Eine Studie aus 2016 z.B. zeigte, dass die CO₂-Emissionen eines Kon-Tikis ca. 60% höher als bei einer Retorte ist. So geht natürlich ein großer Teil des Klima-Positiven-Effekts verloren.
3. Nachteil: Verlust durch Verbrennen
Im Vergleich zu Anlagen, bei denen die Verbrennung und Verkohlung getrennt sind, kommt es beim Kon-Tiki dazu, dass große Teile der Biomasse, die eigentlich verkohlt werden sollen, verbrennen. Das hat gleich mehrere negative Folgen: zum einen verlieren wir natürlich Biomasse die wir verkohlen möchten, zum anderen erhöht sich die Umweltbelastung und der CO₂-Effekt sinkt.
4. Nachteil: Wasserverbrauch
Am Ende des Durchlaufs wird das Kon-Tiki abgelöscht. Dafür wird viel Wasser gebraucht (oft ca. 200l). Dieses Wasser hat durch die Asche einen sehr hohen pH-Wert. Deshalb kann sie nicht so einfach im Garten genutzt werden. Zudem kann man das Wasser oft auch nicht direkt einsetzten oder umlagern. Gießt man es also einfach weg, entstehen große Mengen Abwasser.
5. Nachteil: Kohlequalität
Bei einem Kon-Tiki ist zum Zeitpunkt des Ablöschens noch nicht die komplette Biomasse verkohlt. So haben wir viele Stücke, die zwar oberflächlich angekohlt sind, aber noch nicht als Pflanzenkohle genutzt werden können. Diese müssen aussortiert werden. So verliert man nicht nur den Anteil der verbrennt, sondern auch den, der noch nicht komplett verkohlt ist.
Kon Tiki Vorteile / Nachteile zusammengefasst
- Einfache Technik
- Grundlagen einfach zu bedienen, aber...
- Keine große Ansprüche an die Biomasse
- Geringer Platzbedarf
- Rauchentwicklung
- Hoher CO₂-Ausstoß
- Verlust durch Verbrennen
- Wasserverbrauch
- Kohlequalität
Alternativen zum Kon-Tiki
Nun haben wir die Stärken und Schwächen des Kon-Tikis zusammengefasst. Doch welche Alternativen gibt es denn überhaupt, Pflanzenkohle im Kleinen, also z.B. dem eigenen Garten zu produzieren?
Ehrlichgesagt nicht viele. Wir listen euch deshalb die für uns interessantesten auf, die in Frage kommen könnten. Weil es so wenige Möglichkeiten gibt entwickeln wir aktuell selber eine Lösung. Mehr dazu findest du hier: keep it grün das Start-Up
1. Alternative: Grubenmethode
Diese Methode beruht auf dem gleichen Prinzip wie das Kon-Tiki, kann aber komplett ohne Hilfsmittel gestartet werden. Man gräbt dazu einfach ein Loch im Boden, mach ein Feuer und leget immer weiter nach. Später wird alles mit Wasser abgelöscht. Alternativ kann man auch ein großes Gefäß nutzen. Dazu findest du hier eine Anleitung. Pflanzenkohle selber herstellen [Anleitung]
Diese Methode bringt die Nachteile des Kon-Tikis in verstärkter Form mit, da das Design nicht so ausgereift und individuell ist:
Fazit: Wer Pflanzenkohle Herstellung einmal austesten möchte kann so anfangen, für eine regelmäßige Produktion ist es jedoch nicht geeignet.
2. Alternative: Pyrolysekocher
Wer es nur auf die Pflanzenkohle abgesehen hat, für den ist diese Alternative eher nicht geeignet. Pyrolysekocher haben als zentralen Punkt das Kochen. Dabei wird das während der Pyrolyse entstehende Holzgas als Brennmittel genutzt. Es bleibt auch hier oft etwas Pflanzenkohle über. Dabei handelt es sich meist aber nur um wenige Liter, die für einen richtigen Gemüsegarten zu wenig sind.
Fazit: Wer gerne draußen kocht und ein bisschen Pflanzenkohle für das Hochbeet braucht ist hier gut bedient.
3. Alternative: Industrielle Anlagen
Natürlich gibt es auch Anlagen, die eher für die Industrie oder kleinere Betriebe gedacht sind. So bieten Hersteller wie die SPSC GmbH Retorten an, die auch theoretisch im eigenen Garten genutzt werden können. Jedoch sind sie dafür weniger ausgelegt. Zunächst kosten ein Vielfaches dessen, was selbst hochpreisige Kon-Tikis kosten. Außerdem können sie oft nur mit schwerem Gerät bewegt oder befüllt werden.
Fazit: Wer im großen Stil Pflanzenkohle verkaufen oder einsetzen will, für den kommen sie evtl. in Frage. Für den heimischen Garten sind sie meist zu groß bzw. zu teuer.
4. Alternative: keep it grün Retorte
Wie bereits angekündigt, entwickeln auch wir aktuell eine Anlage, mit der man Pflanzenkohle im eigenen Garten herstellen kann. Der Grund: Neben dem Kon-Tiki gibt es keine wirkliche Lösung, Pflanzenkohle im Garten herzustellen. Da für uns das Kon-Tiki aber viele Nachteile hat, die die Herstellung erschweren, möchten wir etwas neues schaffen. Dabei sollen die Vorteile der Industrieanlagen auf ein Maß skaliert werden, das man auch im eigenen Garten nutzen kann. Mehr dazu bald hier.
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